Der Kunde will es so: Die Zeichnung zum Auftrag verlangt eindeutig gratfreie Kanten. Auch der Radius für die Kantenverrundung ist genau vorgegeben. Statt mit dem Kunden zu diskutieren, ist es besser, die Blechteile in eine Entgratmaschine zu geben. Mit ihr lassen sich beide Vorgaben nämlich erfüllen.
Und warum will es der Kunde so? Das können Sie besser verstehen, wenn Sie sich die weiteren Situationen ansehen.
Grate sind hart und spitz. Wenn Mitarbeiter in der Logistik oder der Montage mit gratbehafteten Teilen hantieren, können sie sich daran verletzen. Ganz abgesehen davon, dass der Montageprozess oder auch das Schweißen ohne störende Grate besser gelingen.
Arbeitshandschuhe helfen je nach Größe der Grate nur bedingt. Weil heute niemand mehr Verletzungsrisiken akzeptiert, ist das Entgraten oft unumgänglich geworden.
Auch von scharfen Blechkanten gehen Gefahren aus. Selbst wenn die Teile innen liegend eingebaut werden, kann sich z.B. eine Druckluftleitung oder ein Kabel an einer Kante aufscheuern. In einem anderen Fall ging es um Laborhandschuhe, die beim Hantieren nicht an scharfen Blechkanten verletzt werden durften. Solche Risiken lassen sich ausschließen, wenn man die Kanten verrundet. Auch diese Aufgabe übernimmt eine Entgratmaschine.
Eine weitere unangenehme Eigenschaft der Grate: Sie können sich unkontrolliert und zu einem unpassenden Zeitpunkt lösen. Dann besteht die Gefahr, dass sie das Endprodukt beschädigen. Sogar sicherheitsrelevante Funktionen haben Grate schon beeinträchtigt. Für die Hersteller bedeutet das: Sie haften für Schäden und müssen möglicherweise sogar einen Produktrückruf starten. Das ist wesentlich teurer als das Entgraten.
Beim Pulverlackieren oder der kathodischen Tauchlackierung bedient man sich eines elektrischen Feldes. Scharfe Grate führen dazu, dass sich die Feldlinien bei der Lackabscheidung auf diese spitzen Punkte wie auf einen Blitzableiter konzentrieren. An diesen Stellen findet dann eine unkontrollierte Abscheidung des Lacks statt.
Außerdem neigen flüssige Beschichtungsmaterialen, aber auch Pulverlacke, zur Kantenflucht. Das bedeutet: Während sich der Lack vernetzt, besteht die Gefahr, dass er sich über die scharfe Kante oder den Grat zurückzieht. Damit würde der Lack an dieser Stelle keine geschlossene Schicht bilden. Der Substratwerkstoff wäre ungeschützt dem Luftsauerstoff und anderen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Es entsteht Rost. Um die scharfen Blechkanten zu beseitigen, ist ein Kantenverrunden notwendig.