Damit hat ARKU jetzt allerdings konsequent aufgeräumt: Das Baden-Badener Unternehmen hat eine intelligente Software für die richtige Einstellung der Blech-Entgratanlagen entwickelt. Diese Anwendung mit dem Namen Wizard verbindet die Daten von Werkstück, Werkzeug und Anlage. Dabei profitiert der Hersteller zum einen von zahlreichen installierten Entgratanlagen in aller Welt. Zum anderen verhilft das eigene Richt- und Entgratzentrum zu neuen Erkenntnissen. Denn dort führt ARKU nicht nur Lohnentgratarbeiten für seine Kunden aus. Auch die Entgratexperten des Maschinenbauers können eigene Versuche durchführen, um Daten und neues Wissen zu sammeln.
Der Wizard ist so weit entwickelt, dass die Mitarbeiter in der Produktion nur noch vier Parameter eingeben müssen: den Werkstoff, die Größe der Grate (klein, mittel oder groß), die Materialdicke und die gewünschte Kantenverrundung nach dem Entgraten. Vor allem der letzte Punkt ist für die Wirtschaftlichkeit wichtig. Denn mit einer Verdoppelung des Kantenradius vervierfacht sich das Volumen des Materials, das abgetragen werden muss. Ein höherer Materialabtrag bedeutet aber einen höheren Verschleiß der Werkzeuge.
In der Software sind zudem genau die Entgratwerkzeuge hinterlegt, die der Anwender tatsächlich zur Hand hat. Mit diesen Daten ist der Wizard in der Lage, das beste Werkzeug für die anstehende Entgrataufgabe auszuwählen. Weitere Informationen kommen von der automatischen Verschleißmessung für die Entgratbürsten.
Neben der Werkzeugauswahl übernimmt der Wizard automatisch auch die richtige Einstellung der Anlage. Bisher war dies ein kniffliger Punkt für den Bediener: Einerseits soll die Anlage möglichst zügig arbeiten, um die Produktivität zu maximieren. Andererseits sollen die Werkzeuge nicht zu schnell verschleißen, um die Kosten im Rahmen zu halten. Der Wizard errechnet den wirtschaftlichsten Wert für das gewünschte Entgratergebnis.
Für die Anwender ist die Bedienung von Entgratanlagen damit deutlich effizienter geworden. Die Mitarbeiter müssen keine lange Erfahrung mehr mitbringen, um die Anlage richtig einzustellen. Auch lange Entgratversuche kann man sich nun sparen. Das bedeutet: Die Maschine kann nun wirklich die Aufträge abarbeiten. anstatt für Versuche und Voreinstellungen genutzt zu werden. Die Mitarbeiter in der Produktion werden entlastet und können sich produktiveren Aufgaben zuwenden. Und auch das Arbeitsergebnis profitiert vom Wizard, da dieser Fehler beim Entgraten vermeidet.
Zugleich wird der Fachkräftemangel mit der Software zumindest abgemildert. Denn bisher stand manch ein Betrieb vor Schwierigkeiten, wenn ein erfahrener Mitarbeiter das Unternehmen verließ. Ob Rente oder Wechsel zur Konkurrenz – mit dem Mitarbeiter ging auch das Know-how weg. Dank der einfachen Bedienung mit dem Wizard entfällt die Herausforderung, das Wissen rund um das Entgraten rechtzeitig und umfassend weiterzugeben.
Nicht zuletzt erleichtert der Wizard die Automatisierung in der Blechbearbeitung. Wenn zum Beispiel ein Roboter das Be- und Entladen der Anlage übernimmt, kann man den Personalaufwand für diesen Prozessschritt noch weiter reduzieren. Zugleich bahnt die Software den Weg zu Industrie 4.0., womit sich dann noch weitaus größere Produktivitätsfortschritte realisieren lassen.