Nicht entgratete Bleche können schwerwiegende Folgen haben

Das Entgraten von Blechen ist ein eigener Prozessschritt. Kann man den nicht weglassen, um die Kosten zu senken? Vorsicht: Wer an dieser Stelle sparen will, zahlt am Ende drauf.
Nicht entgratete Bleche können schwerwiegende Folgen haben

Als kleine Metallstücke, die von den Blechkanten abstehen, sind Grate bei vielen Schneidprozessen nicht zu vermeiden. Doch sie haben unangenehme Eigenschaften: Zum einen sind sie scharf und spitz, zum anderen können sie zu einem unvorhergesehenen Zeitpunkt abbrechen. Gleichzeitig bleiben die Blechkanten scharf, was ebenfalls Nachteile mit sich bringt. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, welche Folgen nicht entgratete Teile haben können.

 

1. Folge: Verletzungen bei Mitarbeitern und Endverbrauchern

Metallische Grate können zu Stich- oder Schnittverletzungen führen. Diese Verletzungen können nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch zu Infektionen und anderen Komplikationen führen. Gefährdet sind sowohl Mitarbeiter, die nicht entgratete Teilen handhaben, als auch Endverbraucher. Solche Risiken sind heute nicht mehr akzeptabel. Entsprechend hoch ist das Risiko von Reklamationen oder sogar Klagen.

 

2. Folge: Schäden am Produkt

Fertige Produkte können durch die Grate auf zweierlei Arten beschädigt werden: Erstens durch Anhaften und zweitens durch Ablösen. Bewegt man nämlich eine empfindliche Komponente, zum Beispiel ein Kabel oder einen Schlauch, über einen Grat, wird sie beschädigt. Ähnliches gilt auch für scharfe Blechkanten. Löst sich ein Grat hingegen unkontrolliert im Endprodukt, kann er an jeder Stelle Schaden anrichten. Kratzer, Leckagen oder Kurzschlüsse können die Folge sein. Für den Produzenten der Blechteile kann dies Regressforderungen wegen Rückrufen und Produkthaftungsklagen bedeuten. Das Risiko ist vor allem bei sicherheitsrelevanten Bauteilen hoch.

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3. Folge: Werkzeugschäden und Werkzeugverschleiß

Abkantwerkzeuge, Richtwalzen, Fräser oder Tiefziehwerkzeuge haben eines gemeinsam: Sie können durch Grate beschädigt werden. Das liegt daran, dass die Grate so hart sind, dass sie Abdrücke hinterlassen. Abkantwerkzeuge oder Richtwalzen verursachen dann Markierungen auf den Werkstücken. Außerdem können sich die Grate zu einem unkontrollierten Zeitpunkt lösen und damit weitere Schäden verursachen. Und selbst wenn es nicht so weit kommt, beschleunigen sie bei Abkantwerkzeugen auf jeden Fall den Verschleiß.

 

4. Folge: Probleme beim Pulverbeschichten und beim Kathodischen Tauchlackieren

Weil die Grate so spitz von der Blechkante abstehen, stören sie das elektrische Feld beim Pulverbeschichten. Die Feldlinien konzentrieren sich auf die Grate wie bei einem Blitzableiter. Dies führt dazu, dass sich unkontrollierter Lack auf dem Grat absetzt. Die Lackklumpen, die dabei entstehen, können durchaus eine Größe von mehreren Millimetern erreichen. Deshalb ist es wichtig, auch kleine Grate zu entfernen.

 

5. Folge: Die Beschichtung hält nicht

Grate können auch nach der Beschichtung leicht abbrechen. In diesem Fall liegt dann das Substratmaterial frei. Der Luftsauerstoff kann es ungehindert angreifen, Korrosion ist die Folge. Darüber hinaus kann beim Entgraten ein weiteres Beschichtungsproblem gleich mit gelöst werden: Da im Entgratprozess meistens auch die Blechkanten verrundet werden, verhindert man ein Abplatzen der Beschichtung an den scharfen Kanten. 

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6. Folge: Schwierigkeiten beim Fügen und bei der Montage

Grate gehören nicht zur vorgegebenen Form, sondern ragen darüber hinaus. Deshalb kann es vorkommen, dass theoretisch zusammenpassende Teile in der Praxis nicht mehr passen: Mindestens ein Grat ist im Weg. Bei Baugruppen kann das so weit führen, dass die Toleranzen nicht mehr stimmen. Verzichtet man auf das Entgraten, besteht zudem die Gefahr, dass an den Schnittkanten eine Oxidschicht zurückbleibt. Sie entsteht, wenn man beim thermischen Schneiden Sauerstoff als Schneidgas verwendet. Die Folge: Bei Stahl kann diese Oxidschicht den anschließenden Schweißprozess stören und die Qualität der Schweißnaht mindern.

 

7. Folge: Kundenreklamationen

Falls Ihr Kunde nicht daran gedacht hat, auf seiner Zeichnung ausdrücklich entgratete Teile vorzugeben – spätestens wenn eine der bisher erwähnten Schwierigkeiten auftritt, wird er seine Meinung schnell ändern. Bevor es also zu Reklamationen und schwierigen Nachverhandlungen kommt, sollten Sie von vornherein entgratete Blechteile anbieten. Der Kunde freut sich und schätzt den Service, wenn der Zulieferer mitdenkt und proaktiv handelt.