Klassische Richtverfahren sind in blechverarbeitenden Betrieben oft nicht mehr wirtschaftlich. Kein Wunder: Bleche richten, sei es mit Hammer und Flamme, Rundbiegemaschinen oder Richtpressen, verringert die Eigenspannungen im Material nicht. Für die Weiterverarbeitung der Blechteile haben diese Eigenspannungen im Material jedoch gravierende Auswirkungen. Sie werden durch Stanzen oder Laserschneiden freigesetzt. Das führt unter Umständen zu krummen und verzogenen Blechteilen, die die gesamte weitere Prozesskette gefährden können. Was passiert, wenn Maßungenauigkeiten oder Winkligkeitsfehler ein Werkstück unbrauchbar machen? Zeitaufwendiges Nacharbeiten ist die Folge, das führt wiederum zu verzögerten Prozessen und höheren Kosten.
Der hohe Automatisierungsgrad in der Verarbeitung von Blechteilen erfordert Präzision bei den Richtverfahren. Kaum ein blechverarbeitender Betrieb kann inzwischen auf die Genauigkeit und Effektivität einer Walzenrichtmaschine verzichten.
Das Prinzip des Walzenrichtens ist einfach wie genial: Die Walzenreihe ist so angeordnet, dass das Blech mehrere aufeinanderfolgende Wechselbiegungen durchläuft. Die Biegungen sind am Anfang stärker als am Ende, so ähnelt der Verlauf einer abklingenden Sinuskurve. Das Ergebnis ist ein ebenes und weitgehend spannungsfreies Material, sodass es bei der Weiterverarbeitung keine bösen Überraschungen gibt. Die Anzahl der Richtwalzen hängt von der Stärke des Materials ab. Als Faustregel gilt: Je mehr Wechselbiegungen die Walzenrichtmaschine hat, und je kleiner der Durchmesser der Richtwalzen ist, desto spannungsfreier ist das Material, desto besser das Ergebnis. Bei der Auswahl einer Walzenrichtmaschine sollten Sie darauf achten, dass die Richtwalzen ausreichend gegen Durchbiegung abgestützt sind. Außerdem sollte die Maschine gegen Fehlbedienung geschützt bzw. einfach zu reinigen und zu warten sein, um die tägliche Produktion nicht unnötig aufzuhalten und die Einsatzfälle der Maschine zu erhöhen.
Mit Walzenrichtmaschinen lassen sich nahezu alle gängigen Materialien wie Stahl, Edelstahl, Aluminium oder Kupfer richten. Sollten Ihnen die Eigenschaften ihres Werkstoffs nicht bekannt sein, können Sie durch Richtversuche herausfinden, ob Ihr Material für die Walzenrichtmaschine geeignet ist. Im Prinzip kann jedes Metall, das biegbar ist, auch gerichtet werden. Das gilt auch für harte und hochfeste Bleche. Dafür sind allerdings Walzen mit geringem Durchmesser nötig, die mit hoher Krafteinwirkung das Material verformen.
Der Markt für Blechverarbeitung verlangt hohe Qualität. Ist das Ausgangsmaterial fehlerhaft, werden stark automatisierte Produktionsprozesse behindert, was wiederum die Kosten der Fertigung erhöht und damit die Chance im Wettbewerb der Anbieter verschlechtert. Der Einsatz von Walzenrichtmaschinen verringert Nacharbeit und Ausschuss. Laser Job Shops zum Beispiel vertrauen auf das Walzenrichten ihrer Bleche, die nach dem Stanzen uneben geworden und damit für die prozesssichere Weiterverarbeitung ungeeignet sind. Nach dem Walzenrichten können die Teile schneller und präziser verschweißt werden, ein aufwendiges Nacharbeiten wird seltener.
Ein Rechenbeispiel zeigt: Mit dem Einsatz einer Walzenrichtmaschine können Sie also mehr Teile mit konstant hoher Qualität produzieren. Das Mehr an Effektivität senkt die Kosten wie dieses exemplarische Beispiel eines großen Zulieferers für einen Baumaschinenhersteller zeigt: Mit konventionellen Richtmethoden, wie zum Beispiel mit der Richtpresse, benötigt ein Mitarbeiter für das Richten pro Teil im Schnitt 20 Minuten. Das Richten mit Hammer und Flamme kann selbst einen erfahrenen Mitarbeiter sogar bis zu einer Stunde beschäftigen.
Mit der Walzenrichtmaschine dagegen kann ein Großteil in unter einer Minute bearbeitet werden. Insgesamt reduzierte der Einsatz einer Walzenrichtmaschine die Gesamtarbeitszeit für 60.000 Teile auf ca. 1.000 Stunden im Jahr, rund ein Zehntel der Zeit, die für das Richten mit herkömmlichen Methoden aufgewendet wurden. Mit den geringeren Personalkosten und der deutlich höheren Produktionsleistung – vor allem aber auch aufgrund nachfolgender Prozessverbesserungen – kann das Unternehmen mit einem Einsparpotenzial von mehreren hundert Tausend Euro im Jahr rechnen.
Sich mit gleichbleibend hoher Qualität in einem härteren Wettbewerbsumfeld zu behaupten hat heutzutage oberste Priorität. Blechverarbeitende Unternehmen müssen daher neue Wege in der Richttechnik gehen. Der Einsatz von Walzenrichtmaschinen wird immer mehr Standard in der Branche. Neben den geringeren Prozesskosten spart der Einsatz einer Walzenrichtmaschine deutlich Zeit und Ressourcen. Das schafft Kapazitäten für neue Kunden und neue Aufträge.