Stanzen erzeugt eine Gutseite und eine Schlechtseite
Obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, entsteht beim Stanzen kein durchgehender Schnitt. Im oberen Bereich des Blechs entsteht durch die Kräfte, mit denen der Stempel auf das Blech drückt, ein Schnitt. Die gleichen Kräfte sorgen aber auch dafür, dass das Material im unteren Bereich bricht. Dies ist auf den Austritt des Stempels aus dem Werkstoff zurückzuführen. Durch das Brechen entstehen auch die typischen Stanzgrate an der Unterseite des Werkstücks. Deshalb spricht man bei Stanzteilen von einer „Gutseite“ und einer „Schlechtseite“.
Damit das Stanzen funktioniert, muss zwischen den Schneidkanten von Stempel und Matrize ein Spalt vorhanden sein. Die Größe dieses Schneidspalts hängt von der Festigkeit und der Stärke des Blechs ab. Üblicherweise beträgt er 2 bis 5 % der Materialdicke. Die Größe des Schneidspaltes beeinflusst den Fertigungsprozess und die Qualität der Stanzteile. Dazu gehört auch die Grathöhe.
Stanzgrate müssen unbedingt entfernt werden
Da das Stanzen bevorzugt für dünne Bleche eingesetzt wird, ist die Höhe des Grates eher gering. Typischerweise ragen Stanzgrate maximal 0,2 mm über das Material hinaus. Ganz vermeiden lassen sich die Grate bei diesem Verfahren jedoch nie. Zudem können Stanzgrate bei der Weiterverarbeitung der Teile besonders stören, weil sie extrem scharf sind. Sie lassen sich aber wegdrücken, da sie nur durch Scheren entstanden sind. Um sie vollständig zu entfernen, genügt eine Bürstenentgratmaschine, wie sie typischerweise in der Dünnblechbearbeitung eingesetzt wird.
Oben: Gestanztes Blech vor dem Entgraten
Ein Sonderfall des Stanzens ist das so genannte Nibbeln (auf Englisch „Knabbern“). Dabei nutzt man ein einseitig offenes Stanzwerkzeug, um viele Löcher an einer Blechkante entlang aneinander zu reihen. Dadurch ist es möglich, eine Trennfuge zu erzeugen und sogar deren Form frei zu gestalten. Das ist beim konventionellen Stanzen oder Scheren nicht möglich, da hier der Schnittverlauf immer vom Werkzeug abhängt. Beim Nibbeln entstehen ähnliche Grate wie beim Stanzen, die auf die gleiche Weise entfernt werden müssen.
Oben: Gestanztes Blech nach dem Entgraten