Dass Kanten entgraten die nachfolgenden Prozesse erleichtert, wird Blechverarbeitern heutzutage mehr und mehr bewusst. Viele Firmen schleifen, bürsten und polieren die Werkstücke per Hand, andere Blechverarbeiter setzen Entgratmaschinen ein. Doch für welche Methode Sie sich auch entscheiden: Kalkulieren Sie vorher den Aufwand, den das Entgraten für Ihr Unternehmen bedeutet. Vielen Unternehmen, die das Kanten entgraten in ihre Prozesskette mit aufnehmen, sind die realen Kosten für Personal, Werkzeuge und Energieverbrauch der Maschinen oft nicht klar. Wichtige Fragen, die Sie sich daher stellen sollten, sind beispielsweise, wie viele Personen mit dem Entgraten wie lange beschäftigt sind? Und müssen beide Seiten eines Werkstückes entgratet werden?
Bei der Integration von Entgratverfahren in Ihre Fertigung ist es ratsam, die logistischen Prozesse rund um das Kanten entgraten zu optimieren. Das betrifft beispielsweise den Materialfluss, die Handlinggeräte, die Verkettung oder das Drehen von Teilen. Hierbei sollten Sie ausloten, wie Sie Zeit und Ressourcen sparen können. Insbesondere ist die körperliche Belastung der Mitarbeiter nicht unerheblich: Das Heben und Wenden auch leichterer Werkstücke bis 25 kg ist beachtlich. Außerdem verursacht das manuelle Entgraten Vibrationen an der Hand, die sich nachteilig auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken können.
Unter dem Begriff „Entgraten“ werden oft viele verschiedene Bearbeitungen der Bleche zusammengefasst: Vom Schlacke entfernen, Entfernen des Grats, Verrunden der Blechkanten, Entfernen der Oxidschicht an der Schnittkante bis hin zum Oberflächenfinish. Es empfiehlt sich, Ihre eigenen Anforderungen an den Entgratprozess genau zu definieren. Sollen beispielsweise 80 Prozent Ihrer Werkstücke entgratet und geringfügig verrundet werden, dann ist es ratsam, Ihre Prozesse auf diese Erfordernisse abzustimmen und nicht zu versuchen, die restlichen 20 Prozent, wie zum Beispiel die in Ihrem Fall eher seltene Bearbeitung der Oberfläche, mit in die Maschine zu integrieren.
Für ein qualitativ hochwertiges Blechteil ist das Verrunden der Blechkanten erforderlich. Abgerundete Kanten vermindern die Verletzungsgefahr beim Handling und optimieren die Weiterverarbeitung, sei es beim anschließenden Schweißen oder auch beim Beschichten. Wichtig ist dabei, den Verrundungsgrad für Ihre Anwendung genau festzulegen, zum Beispiel in Abhängigkeit des geforderten Korrosionsschutzes. Bei Ihren Überlegungen sollten Sie folgende Faustregel beachten: So viel verrunden wie nötig und so wenig wie möglich. Denn eine Verdoppelung des zu erzeugenden Radius bedeutet eine Vervierfachung der Zerspannungsleistung (und damit eine entsprechende Erhöhung der Schleifmittelkosten).
Der Einzug der Entgrattechnologie in die Blechverarbeitung verleitet viele Verarbeiter dazu, weniger Sorgfalt bei Schneiden oder Stanzen der Bleche verwenden zu müssen. Frei nach dem Prinzip: Es muss ja ohnehin entgratet werden. Doch weit gefehlt! Reduzieren Sie durch die sorgfältige Vorbereitung des Materials die Grate an den Werkstücken. Das spart nicht nur Zeit, sondern schont auch die Entgratwerkzeuge. Moderne Plasmaschneider beispielsweise liefern zwar gratarme Teile, jedoch nur dann, wenn Schnittgeschwindigkeit, Schneidstrom und der Abstand zum Blech aufeinander abgestimmt sind.
Blechverarbeiter sollten nicht nur überlegen, moderne Schneidetechniken in ihre Prozesse zu integrieren, sondern dabei gleichzeitig das anschließende Kanten entgraten mit in die Planung einbeziehen. Eine auf Ihr Unternehmen abgestimmte Entgrattechnik lässt sich kostensparend in die Fertigung einfügen und trägt zur Qualitätssteigerung Ihrer Werkstücke bei.